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Neuigkeiten

Das sollten Sie wissen....

Kirchen & Kino Spielzeit 2024/25

Land/Jahr Dänemark/Frankreich 2022
Regie Niels Arden Oplev
Darsteller Sofie Gråbøl, Lene Maria Christensen, Anders W. Berthelsen, Søren Malling, Luca Reichardt Ben Coker, Peter Gantzler, Christiane G. Koch u.a.
Länge 106 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 14

Auf einer Busreise mischt eine schizophrene Frau mit ihrer unverblümten Art die Reisegruppe auf. Schnell gerät ihre gesamte Familie zwischen die Fronten. Doch in Paris angekommen wird klar, dass alle ihr Päckchen zu tragen haben. Subtil-lakonische Wendungen und eine charismatisch-bezaubernde Hauptdarstellerin lassen trotz der Schwere des Themas Feel-Good-Momente zu.

Eine an Schizophrenie leidende Frau reist mit ihrer Schwester und deren Mann auf einer geführten Tour mit dem Bus nach Paris, wo sie dreißig Jahre zuvor eine unvergessliche Zeit verbrachte. Unterwegs und vor Ort mischt sie mit ihrer schonungslosen Offenheit die Mitreisenden auf und findet in einem jugendlichen Mitreisenden einen neugierigen und verständnisvollen Zuhörer. Ein tragikomisches Road Movie, grandios gespielt und behutsam inszeniert, das zwischen Empathie und Pathos, Klischees und Wahrhaftigkeit die Balance wahrt. Ebenso berührendes wie verstörendes Wohlfühlkino.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik (September 2023)

Land/Jahr USA/Großbritannien/Polen 2023
Regie Jonathan Glazer
Darsteller Sandra Hüller, Christian Friedel, Freya Kreutzkam, Ralph Herforth, Max Beck, Ralf Zillmann u.a.
Länge 105 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 14

Die Familie Höß lebt im Sommer 1943 am Rande von Auschwitz in einer Villa und blendet das furchtbare Geschehen jenseits der KZ-Mauern aus. Aus der Diskrepanz zwischen biederer Bürgerlichkeit und dem Wissen um den industriell organisierten Massenmord erwächst eine schwer erträgliche Spannung, die diesen mit zwei Oscars ausgezeichneten Film zu einem Ereignis macht.

In den 1940er-Jahren bewohnt die Familie des KZ-Kommandanten Rudolf Höß in unmittelbarer Nachbarschaft zum Vernichtungslager ein Haus mit einem großen Garten. Als Höß versetzt werden soll, droht das Familienidyll zu zerbrechen. Seine Frau weigert sich, ihr »Traumhaus« zu verlassen. Das historische Drama fußt auf dem gleichnamigen Roman von Martin Amis und seziert in nüchternen, undramatischen Bildern die verstörende Normalität der Täter, die sich im Schatten der Todesfabrik ein Paradies erschaffen haben. Die Radikalität und Wucht des schockierenden Films resultieren aus seinen schwer erträglichen Kippbildern zwischen Alltag und Schrecken, in die die Realität der Vernichtung nur über die Tonspur dringt.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik (Februar 2024)
Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit (März 2024

Land/Jahr Italien 2023
Regie Paola Cortellesi
Darsteller Paola Cortellesi, Valerio Mastandrea, Romana Maggiora Vergano, Emanuela Fanelli, Giorgio Colangeli u.a.
Länge 119 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 14

Italien, 1946. In einem Wohnblock in Rom lebt eine dreifache Mutter in einer gewalttätigen Ehehölle und träumt davon, tief verinnerlichte patriarchale Strukturen aufzubrechen.  Mit enormen Einfallsreichtum gelingt Multitalent Paola Cortellesi ein flammendes Plädoyer für Selbstbestimmung, dass in Italien zum Kassenschlager avancierte.

In einem römischen Wohnblock der Nachkriegszeit fristet die Ehefrau eines brutalen Mannes und Mutter von drei Kindern ein entbehrungsreiches Dasein, das geprägt ist von Arbeit, Verantwortung und Gewalt. Bis ein mysteriöser Brief eintrifft, der ihr den Mut gibt, alles über den Haufen zu werfen und sich ein besseres Leben zu wünschen. Das Regiedebüt der Multikünstlerin Paola Cortellesi, angesiedelt zwischen neorealistischem Drama, Musical und Komödie, proklamiert keinen Feminismus mit erhobenem Zeigefinger, sondern erzählt von den vielen kleinen Schritten auf dem langen Weg zur Emanzipation. Mit einem lakonischen, schulterzuckenden Humor gelingt ihr einer der erfolgreichsten Filme der italienischen Filmgeschichte.

Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit (04 2024)

 

Land/Jahr Polen/Frankreich/Tschechien 2023
Regie Agnieszka Holland
Darsteller Haitham Omari, Luzer Twersky, Yussuf Abu-Warda, Makram J. Khoury u.a.
Länge 152 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 16

Die Regisseurin Agnieszka Holland wirft in ihrem Drama bedrückende Schlaglichter auf die Situation an der „grünen Grenze“ zwischen Polen und Belarus, über die Geflüchtete in die EU gelangen wollen. Dabei stellt sie die radikale Frage, wie weit wir zu gehen bereit sind bei der Abwehr von Menschen, deren Interesse ein besseres Leben oder das Überleben ist. 

An der Grenze zwischen Belarus und Polen wird die Flucht für eine syrische Familie sowie eine Frau aus Afghanistan angesichts der Brutalität, mit der die Migranten auf beiden Seiten zurückgetrieben werden, zur grotesken Höllenfahrt. Das in Schwarz-weiß gedrehte, multiperspektivisch angelegte Drama ist ganz auf die Vorgänge in den Wäldern entlang der Grenze konzentriert und zeichnet die Aushöhlung von Menschenrechten mit aller Härte nach. Die harsche Anklage der europäischen Asylpolitik vollzieht sich filmisch als unnachgiebiger ästhetischer Großangriff. Durch den Blick auf das zivilgesellschaftliche Engagement von polnischen Aktivistengruppen endet der Film dennoch auf einer hoffnungsvollen Note.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik (Februar 2024)
Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit (Februar 2024)

Land/Jahr Irland 2022
Regie Colm Bairéad
Darsteller TCarrie Crowley, Andrew Bennett, Catherine Clinch, Michael Patric, Kate Nic Chonaonaigh u.a.
Länge 96 Minuten
Altersfreigabe Sehenswert ab 14

Im Frühjahr 1981 wird ein Mädchen zu Verwandten aufs Land gebracht. Das schweigsame Kind soll hier den Sommer verbringen, ohne ihren Eltern zur Last zu fallen. In der Obhut der Pflegefamilie blüht sie langsam auf und entdeckt ein ganz neues Leben. Ein wunderschöner Film über die Bedeutung von Geborgenheit und Vertrauen.

Als erneut Nachwuchs ins Haus steht, wird ein von der Familie vernachlässigtes irisches Mädchen über die Sommerferien zu Verwandten geschickt. Dort erfährt es eine Wärme und Zuneigung, die es aus seiner schmerzhaften Erstarrung befreien. Und doch gibt es auch in der Idylle der irischen Provinz Schmerz und Verlust. Der leise, zurückhaltende Film über eine Kindheit und die Poesie eines Sommers benötigt nur wenige Dialoge und nähert sich mit sensibler Bildsprache der Wahrnehmung seiner Hauptfigur an. Wohltuend unaufdringlich fügt das Drama dem Kino eine seltene Erzählung über die Perspektive eines jungen Mädchens hinzu.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik (November 2023)